Auf Hochzeiten grassiert eine Krankheit. Die des Hungers, der mit Torte gestillt werden muss.
Meistens ist es doch so: Wenn ich als Gast oder auch als Herr Freude auf eine Hochzeit fahre, stopfe ich mir morgens in aller Schnelle ein Brötchen rein und mache mich eilig auf die Socken. Auf der Hochzeit angekommen, findet etwa eine Stunde später die Zeremonie statt, dann gibt es einen Sekt und eine herzliche Gratulation für das Brautpaar. Dann dauert es gerne mal, es ist mittlerweile drei Uhr nachmittags und immer noch befinden sich nur ein Brötchen und jetzt noch ein bis zwei Sekt im Bauch. Der Magen knurrt erbarmungslos.
Und was folgt dann bei einem Großteil der deutschen Hochzeiten? Kaffee und Kuchen! Der besorgniserregende Hunger muss mit einem mächtigen Stück Sahnetorte gestillt werden. Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich schätze es ganz und gar nicht, hungrig Torte zu essen. Außerdem hat eine deutsche Kaffeetafel noch eine unschöne Begleiterscheinung: Sie sind zum Teil gähnend langweilig. Ich war mal bei einer Hochzeit, wo sich die gesamte Kaffee-Konversation auf folgende Sätze beschränkte: ,Darf ich noch mal bitte die Sahne haben? Danke! Noch Kuchen? Ja, bitte.´ Gäääähhhhhhnnnn….
Tradition hin oder her, aber muss das wirklich sein? Neulich war ich bei einer halbrussischen Hochzeit und das war wirklich nach meinem Geschmack. Nach der Zeremonie wurde gratuliert, dann sich schleunigst an Tisch gesetzt, bei mir wurde man schon nach zehn Minuten Wartezeit etwas unruhig und schon stand am frühen Nachmittag Suppe nebst eiskalter Flasche Wodka auf dem Tisch. Gleich danach wurde das Buffet eröffnet und eine Stunde später, um etwa 15 Uhr, bebte bereits die Tanzfläche. Ich möchte hier nicht hemmungslosen Alkoholkonsum propagieren und selbst bei der russichen Hochzeit war es auch nicht völlig hemmungslos, aber warum feiert man nicht einfach gleich los und verlegt Kaffee und Kuchen auf den Nachtisch? Dann kickt der Kaffee noch mal, der Körper verlangt nach Süßem und diese oft so öde Kaffeetafel ist einfach aus dem Weg geräumt. Vielleicht teilt nicht jeder meine Ansicht, aber ich würde es genau so machen.