Aufregend und schön. So war für mich die Hochzeit von Adrian und Enrico und so war sie vermutlich auch für Sie. Die Aufregung zeigte sich sowohl als Vorfreude als auch als etwas nervöse Zitterpartie.
Aber jetzt mal von Anfang an. Pünklich kam ich in der Wohnung von Enrico und Adrian an, wo ich gleich mit ner Flasche Schampus begrüßt wurde. So lässt sich ein Tag beginnen! Bisserl hektisch wurde es nur durch den Umstand, dass die gemietete Stretchlimousine einfach nicht kam, die uns zum Flugplatz in Potsdam bringen sollte. Schließlich trudelte ein etwas schluffiger Fahrer mit einer etwas in die Jahre gekommenen Limousine ein. Mit so etwas bin ich noch nie gefahren. Beschallt wurden wir von den zwei Songs, die später auch im Standesamt gespielt werden sollten. Die Songauswahl gab mir die Gewissheit, dass meine Rede nicht dick genug aufgetragen sein konnte ; )
Hier Lied Nummer eins, von Vicky Leandros:
Und hier folgt Lied Nummer 2 von Adoro – Irgendwie, irgendwo, irgendwann:
Passte wie die Faust aufs Auge. Eine Flasche Champagner auf der Rückbank oder eine dreiviertel Stunde später kamen wir auf dem Flugplatz an, wo schon eine geschmückte Chessna und zwei nervöse Trauzeugen auf uns warteten. Enrico und Adrian versorgten sich noch sicherheitshalber mit Kotztüten, mutig von den Beiden trotz Reisekrankheit diese Form der Hochzeit zu wählen dachte ich, und schon ging es ab auf die Startbahn. Verfolgt wurden wir von einer zweiten Chessna, die als Geschenk von der befreundeten Pilotin gechartert wurde, um von außen Fotos machen und filmen zu können. Wir stiegen auf bei klarstem Himmel, während die Kotztüten dankbarerweise trocken blieben. Kurze Zeit später hatten wir einen imposanten Blick über Potsdam und waren bester Laune. Kurz bevor Sansoucci, der Ort des ersten Dates der Beiden, ins Blickfeld rückte, wies mich die Pilotin auf diesen Umstand hin, ich drehte mich mit Kopfhörern und Headset um und sprach die Trauworte, die ich mir für die Beiden überlegt hatte. Die Rede, so hatten wir verabredet, sollte ich im Standesamt halten. Die beiden hatten feuchte Augen, als sie sich strahlend den Ring ansteckten und den ersten Kuss als Ehepaar gaben. Anschließend flogen wir noch über Potsdam, was ein sehr erhebendes Gefühl war und wirklich empfehlenswert für Hochzeiten. War auch gar nicht so teuer, wie man vielleicht denken könnte.
Als wir landeten, wurden die Beiden von großen Teilen der Hochzeitsgäste überrascht, so dass sich zu der Flasche Schampus noch das ein oder andere Gläscheng gesellten. Jetzt aber schnell, dachten wir, denn der Standesamtstermin saß nun doch äußerst bedrohlich nah im Nacken. Und es kam noch schlimmer. Potsdam war voller Baustellen, die uns überall hin führten, nur nicht zum Standesamt. Wir waren schon über eine halbe Stunde zu spät, während wir immer wieder von Bully Herbig mit Näselstimme im Navy aufgefordert wurden, hier oder dorthin zu sausen, nur irgendwie nie zum Standesamt.
Schließlich kamen wir aber doch an und wurden sofort von einer etwas unwirschen Standesbeamtin mit Berliner Schnauze empfangen. Und dann hatten wir ja auch noch Sonderwünsche mit meiner Rede und einem Pianisten, aber die ruppige Beamtin hatte ein weiches Herz und allen Wünschen wurde entsprochen, weil wir die letzte Hochzeit des Tages waren. Der Raum war wirklich schön und festlich, der Pianist spielte ausgezeichnet zwei Jackson-Songs und My Way, meine Rede gefiel den Beiden, es wurde unter Tränen gratuliert. So soll es sein!
Anschließend wurde in der Kleinen Philharmonie, der sehr charmanten Schwulenbar, die die Beiden führen, mit Kaffee und Kuchen und natürlich auch anderen Getränken gefeiert. Den einzigen hochzeitsspezifischen Brauch, den Adrian und Enrico sich gewünscht hatten, war das Baumstammzersägen. Wenn das Ding nur nicht so verdammt dick gewesen wäre. Es klappte so suboptimal, würde ich mal sagen. Schließlich wurde der Stamm zu Boden geschleudert und zerbrach. Ich nehme das nicht als Omen, wünsche den Beiden alles Glück der Welt, bin sicher, dass sie sehr glücklich sind und werden, bin sicher, dass sie sich sehr gut tun und gegenseitig inspirieren und werde bestimmt bald mal wieder in der Kleinen Philharmonie einkehren. Danke Euch für dieses Erlebnis!